Weitere Yuan-Abwertung gefährdet EU und Japan mehr als die USA Das könnte für China langfristig auch zum Problem werden
von vergleichsnews
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Seit dem Warnschuss am Montag beschäftigen sich die Märkte nervös mit der Frage, ob China seine Währung nun vollends als Waffe entfesselt. Eine weitere Abwertung des Yuan würde die Auswirkungen der Strafzölle stark abschwächen und die amerikanische Wirtschaft unter Druck setzen.

Doch die Amerikaner haben wenigstens noch Mittel und Wege, ihrerseits gegen eine mögliche Abwertung zu kontern. Der US-Leitzins liegt immer noch bei 2,25 Prozent, die US-Notenbank FED hat die Zügel bisher nur ein kleines bisschen lockerer gemacht. Es besteht also noch Spielraum in der US-Geldpolitik, den Hahn zu lockern und den Dollar ebenfalls abzuwerten. Nicht umsonst drängt Trump seit Wochen gegen die FED, endlich die Schleusen zu öffnen, um im Handelsstreit die Oberhand zu gewinnen.

Die EU und Japan sind durch eine weitere Abwertung stark bedroht

Anders sieht es bei der EU und Japan aus. Diese beiden großen Volkswirtschaften haben mit ihren Null-Zinsen fast überhaupt keinen Spielraum mehr in diesem Bereich und stecken andererseits noch viel tiefer in einer wirtschaftlichen Verflechtung mit dem chinesischen Markt, als die USA. Die Ausfuhren der EU und Japans nach China in Prozent ihres BIP sind ein- bzw. fünfmal höher als die Ausfuhren der USA nach China.

Dadurch, dass die beiden Volkswirtschaften mit ihren Zinsen mit dem Rücken zur Wand stehen, wirkt sich eine Yuan-Abwertung gegenüber dem Dollar auch sehr stark auf den Euro und den Yen aus. Heißt im Klartext: Wenn der Yuan gegenüber dem Dollar abwertet, wertet er gleichzeitig auch stark gegen den Euro und den Yen ab, da die beiden Währungen auch eng an den Dollar gekoppelt sind und wie gesagt keinen eigenen Spielraum mehr zur Abwertung haben. Dadurch, dass sie auf Export-Ebene noch viel stärker an China gebunden sind, verstärkt sich die negative Auswirkung durch den Handelskrieg auf die EU und Japan mit Hebelwirkung.

Yen und Euro haben in den letzten Tagen sogar stärker gegenüber dem Yuan aufgewertet, als der US-Dollar
Wenn die eigene Wärhung aufwertet, werden die nach China verschifften Exporte für die chinesischen Käufer teurer und schrecken sie davor ab, mehr zu kaufen - das drückt dann auf die Exportergebnisse und schadet der japanischen und der EU-Wirtschaft.

Gut sind diese Auswirkungen an den heute veröffentlichten Export-Daten Deutschlands zu erkennen: Die Ausfuhren nach China brachen im Juni um 12,4 Prozent ein, im Geschäft mit den USA gab es einen Rückgang um 7,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Ausfuhr von Waren „Made in Germany“ gegenüber dem Vorjahresmonat brach insgesamt um 8,0 Prozent ein. In den ersten sechs Monaten gab es nur noch ein mageres Plus von 0,5 Prozent auf 666,1 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. „Die weltweiten politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen zeigen jetzt ihre Auswirkung“, sagte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA am Freitag.

China hat auch keinen Freifahrtsschein

Doch auch China kann seine Währung nicht uneingeschränkt als Waffe einsetzen, da sie selbst auch irgendwann die Konsequenzen einer zu niedrigen eigenen Währung treffen würde. China ist unter anderem hoch in Dollar verschuldet und je stärker der Dollar wird, desto teurer werden diese Schulden für die chinesischen Unternehmen.

Zudem könnte eine zu starke Abwertung des Yuan auch zu weiterer Kapitalflucht aus dem Land führen, ein Problem, mit dem China bereits seit geraumer Zeit zu kämpfen hat. Reiche Chinesen wollen ihr Kapital in Sicherheit bringen und in andere Assets umwandeln, am besten nicht in Reichweite der Hand der Regierung, damit es nicht zu viel an Wert verliert, oder im Extremfall gar enteignet werden kann. Andererseits gilt ein Kurs von 7,4 Yuan je Dollar als Schwelle, bei der die bisherigen US-Zölle komplett ausgeglichen werden. Das würde wiederum der chinesischen Wirtschaft enorm helfen.

Ein weiteres Gegenargument liegt jedoch wiederum bei der EU und Japan. Dadurch, dass die beiden Wirtschaftszonen so stark von einer weiteren Yuan-Abwertung getroffen werden würden, ist es wahrscheinlich, dass sie sich im Zweifel mit den USA im direkten Handelskonflikt verbünden und gegen China vorgehen würden. Das würde weiteren erheblichen politischen und wirtschaftlichen Druck auf China ausüben. Die Regierung in Peking kann es mit Sicherheit nicht wollen, gegen die USA, die EU und Japan gleichzeitig im Felde eines Handelsstreits zu stehen.

Quelle: Alexander Mayer mit Material von dpa-AFX | Titelfoto: Tomasz Makowski / Shutterstock.com